Problempunkt “letzte Meile” – an diesem Teil der Logistikkette beißt sich die Branche zunehmend die Zähne aus. Ständig ist man auf der Suche nach neuen Ansätzen, um die Schwierigkeiten bei der Zustellung zu lösen. Eine dieser Möglichkeiten könnte die Zustellung von Paketen in den Kofferraum eines parkenden Autos sein. Wie das umsetzbar ist, welche Vorteile und Risiken diese Art der Zustellung mit sich bringt, wollen wir beleuchten.
Es ist doch so: die tatsächliche Nutzzeit des eigenen Pkw hält sich stark im Rahmen. Nachts schläft man, tagsüber befindet man sich mindestens 8 Stunden in der Arbeit und nach Feierabend ist man entweder zu Hause oder unternimmt noch etwas mit Freunden oder Familie. Fahrtzeit pro Tag? Vielleicht 2-3 Stunden, je nach dem wie lang der Arbeitsweg ausfällt. Demnach steht unser Auto pro Tag ca. 20 Stunden rum, ist also geparkt. Diese Zeit möchten sich nun diverse Autohersteller, KEP-Dienstleister und Shopbetreiber für den Paketversand zu Nutze machen. Die Liste ist lang: Daimler, Mercedes, Smart, Audi, VW, DHL, chark, Liefery, Amazon, Zalando, Outfittery – sie alle arbeiten an Möglichkeiten und Prozessen, die Kofferraumzustellung in Deutschland zu etablieren.
Doch welche Voraussetzungen müssen eigentlich erfüllt werden, um Pakete im Kofferraum zu empfangen und wie funktioniert das Ganze?
Die Grundvoraussetzung zur Nutzung der Kofferraumzustellung, ist der Besitz eines Pkw, der über GPS bzw. Funk erreichbar ist. Anschließend muss man sich bei dem entsprechenden Dienstleister bewerben bzw. registrieren und meist eine (in der Regel kostenlose) App herunterladen. Bewerben? Richtig gelesen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Flächendeckung mit Anbietern, die die Kofferraumzustellung anbieten, in Deutschland noch nicht sehr hoch. Die meisten befinden sich noch in der Testphase und erproben den Service in ausgewählten Städten oder Stadtteilen. In Schweden, der Schweiz oder den USA hingegen, wird der Service von Volvo bereits erfolgreich angeboten.
Hat man diese Hürde überwunden und ist registrierter Kunde, kann es losgehen.
Beim Bestellprozess bleibt alles beim Alten – einzige Neuerung: im Adresszusatzfeld muss eine Nutzer- bzw. Car-ID oder eine über die App generierte TAN eingetragen. So macht man sich als Kunde des Kofferraumzustellungs-Service erkenntlich. Bei der Adresse wird der Ort angegeben, an dem das Auto geparkt wird. Anschließend muss nur noch das gewünschte Zeitfenster für die Zustellung ausgewählt werden. Dies ist wichtig, da der Paketdienst nur für genau dieses Zeitfenster die Berechtigung erhält, den Kofferraum zu öffnen.
Die Ware ist bestellt und die Sendung auf dem Weg. Nun muss nur noch dafür gesorgt werden, dass das Auto in dem angegebenen Zeitfenster an dem gewünschten Ort verkehrsgemäß und zugänglich geparkt wird. Abweichungen zur genauen Adresse sind ok – ein Radius von ca. 500m sollte aber eingehalten werden. Sobald der Zusteller diesen Radius erreicht, kann der Wagen geortet werden. Der Kofferraum kann jetzt mit Hilfe eines digitalen Schlüssels einmalig geöffnet und das Paket in den Kofferraum gelegt werden. Dabei ist sichergestellt, dass das Auto nicht bewegt werden kann. Nachdem das Paket erfolgreich zugestellt wurde, wird der Kofferraum wieder verschlossen. Eine manuelle Überprüfung wird zusätzlich durchgeführt, um sicher zu gehen, dass der Kofferraum tatsächlich sicher verschlossen ist.
Eine genaue digitale Dokumentation zur Sendungsverfolgung und Benachrichtigung des Empfängers während des gesamten Prozesses wird dabei ständig gewährleistet.
Das war’s in der Theorie, Paket zugestellt. Doch was halten wir davon?
Ein großer Vorteil der Zustellung in den Kofferraum ist auf jeden Fall die Flexibilität. Da der Empfänger nicht direkt in den Zustellprozess involviert ist, wird zudem das Problem der Erreichbarkeit stark gemindert. Weiterer Pluspunkt ist, dass auch Retouren einfach abgewickelt und direkt durch den KEP-Dienstleister mitgenommen werden können. In den bisherigen Pilot-Projekten wurden der persönliche Komfort, die Erleichterung im Alltag und die Schnelligkeit der Lieferung durch die Testpersonen hervorgehoben. Ein genaues Tracking und Push-Benachrichtigungen via App halten den Empfänger immer auf dem aktuellen Stand und er weiß genau, wann was passiert.
Groß gedacht bietet die Kofferraumzustellung noch weitere Möglichkeiten, die über die reine Paketzustellung und Retourenabwicklung hinaus gehen: Es ist ein potenzielles Service-Ökosystem, über das z.B. auch Lebensmitteleinkäufe sowie Wäschereinigungen abgewickelt werden könnten.
Aber neben den vielen Vorteilen gibt es auch einige Nachteile, die nicht zu vernachlässigen sind.
Der Empfänger muss sicherstellen, dass das Auto zugänglich geparkt ist. Eine Zustellung in Parkhäusern funktioniert aktuell noch nicht, da die Ortungsmöglichkeiten zu ungenau sind.
Zwar wird die Erreichbarkeit gesteigert, aber es ist nicht garantiert, dass der Pkw auch wirklich wie angegeben abgestellt wurde. Fehlgeschlagene Zustellungen durch Nicht-Vorhandensein oder unmögliche Ortung sind also nicht ganz ausschließbar. Ist dies der Fall, wird der Zustellversuch entweder wiederholt oder das Paket anderweitig (z.B. in der nächstgelegenen Filiale) abgegeben. Ein weiteres Bedenken stellt die Sicherheit dar – kann mit dem Auto wirklich nichts passieren und wie sicher ist man vor Hackern?
Kunden, die den Service nutzen wollen, müssen außerdem Besitzer eines relativ neuen Fahrzeugmodells sein. Ältere Wägen fallen raus, da die Technik funktionieren und der Pkw via GPS oder einer Connectivity Box erreichbar sein muss. Diese Ausstattung kostet meistens einen Aufpreis beim Wagenkauf.
Und, last but not least: Die Zustellung ist auf Sendungen begrenzt, die in den Kofferraum passen. Größere Teile müssen also nach wie vor über den klassischen Weg in Empfang genommen werden.
Alles in Allem bietet diese Art der Zustellung definitiv eine Möglichkeit, die letzte Meile und damit die Zustellung erfolgreicher zu gestalten. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es aber noch relativ viele Einschränkungen – die aber in Zukunft mit voranschreitender Technik mit Sicherheit gelöst werden können.
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Quellen:
https://www.verkehrsrundschau.de/nachrichten/praxistest-in-berlin-lieferungen-direkt-ins-parkende-auto-2447674.html
https://etailment.de/news/stories/auto-kofferraum-paketstation-21543
https://www.n-tv.de/ratgeber/Wenn-der-Postmann-keinmal-klingelt-article20583136.html
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