Graspapier – die nachhaltige Verpackungsalternative

Das Einkaufen im Internet ist so selbstverständlich geworden, dass es aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. So verwundert es auch nicht, dass der Umsatz im Onlinehandel seit Jahren boomt und mittlerweile jeder dritte Deutsche mehrmals pro Woche online einkauft. Doch werden diese Zuwachsraten abflachen?

Die Analysten sind sich einig: Mit einer Stagnation ist nicht zu rechnen. Bis zum Jahr 2021 soll die 80-Milliarden-, bis 2023 die 100-Milliarden-Euro-Umsatz-Grenze überschritten und 4,4 Milliarden Sendungen wollen von A nach B transportiert werden.

Das bedeutet aber auch eine stetige Nachfrage an Kartons und anderen Verpackungsmaterialien für den sicheren Transport der im Internet gekauften Waren. Der Papierverbrauch in Deutschland ist mit 250 kg pro Kopf im internationalen Vergleich (~160 kg pro Kopf) schon jetzt sehr hoch. Der größte Anteil, nämlich 51,5 %, wird dabei für Verpackungen verbraucht, gefolgt von 35,6 % für grafische Papiere (Presseerzeugnisse, Büropapier, Werbung etc.). Dabei hat Papier eine extrem kurze Lebensdauer und wird meist nur einmal oder nur kurz genutzt. Die Belastung für die Umwelt ist enorm, müssen dafür doch Bäume gefällt und die Faserstoffe unter hohem Einsatz von Wasser, Energie und Chemikalien hergestellt werden. Es überrascht also nicht, dass die Papierindustrie zu den fünf energieintensivsten Branchen in Deutschland gehört.

Uwe D’Agnone war davon überzeugt, dass es eine nachhaltigere Alternative zur herkömmlichen Papierherstellung aus Holz geben muss. Und so setzte er seine Vision in Wirklichkeit um: Mit der Erfindung des Graspapiers und der Gründung seiner Firma Creapaper.

Uwe D’Agnone (Foto: Creapaper)
Uwe D’Agnone (Foto: Creapaper)

Aber dem gelernten Industriekaufmann und Tüftler geht es nicht nur darum den Ersatz von klassischem Papier sicherzustellen. „Vor einigen Jahren habe ich in einem Artikel gelesen, dass in Ländern wie Indonesien jedes Jahr Waldflächen abgeholzt werden, die so groß sind wie die Schweiz. Mein Gedanke war: Dagegen muss man etwas unternehmen“, sagt er. So begann er zu probieren, welcher Faserstoff anstelle von Holz für die Herstellung von Papier geeignet wäre – und landete nach etlichen Versuchen beim Gras, beziehungsweise Heu. Hilfe erfuhr seine Arbeit durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die mit D’Agnone ein Projekt zur Grundlagenforschung über die Herstellung von Graspapier förderte. Das Projekt wurde 2015 mit der Papiertechnischen Stiftung (PTS) und der Universität Bonn erfolgreich realisiert.

Zur Herstellung des Graspapiers muss der Rohstoff zuerst geschnitten werden. Anschließend wird es getrocknet, gereinigt, auf die benötigte Faserlänger geschnitten und zu Pellets gepresst. Diese werden dann in warmes Wasser eingerührt und lösen sich auf. Zusammen gibt das ein grünbraunes Fasergemisch. Jede größere Papierfabrik kann dieses ohne größere zusätzliche Investitionen zusammen mit Altpapier oder Frischfaser weiterverarbeiten.

Graspellets (Foto: Creapaper)
Graspellets (Foto: Creapaper)

Klingt einfach? Ist es auch. Gras besitzt im Gegensatz zu Holz kaum Lignin. Lignin ist ein natürlicher Klebstoff, der Zellulosefasern im Holz zusammenhält. Und der und muss unter hohem Aufwand von Wasser, Chemikalien und Energie für die Papierherstellung entfernt werden. Je höher die Pflanze, desto höher der Anteil von Lignin. Daher benötigt Graspapier bei der Herstellung keinerlei Chemikalien. Es werden etwa 2 Liter Wasser pro Tonne Grasfasern benötigt – anstatt 6.000 Litern für dieselbe Menge Holz als Rohstoff. Ein weiterer Pluspunkt: Der Energieverbrauch von 6.000 Kilowattstunden je Tonne sinkt auf unter 150 Kilowattstunden.

Abgesehen von der direkten Energieeinsparung legt der Rohstoff Gras im Durchschnitt nur 100 km zurück, bevor er weiterverarbeitet werden kann. Es kann also von Ausgleichsflächen aus der direkten Umgebung gewonnen werden und steht nicht in direkter Konkurrenz mit der Futtermittelversorgung landwirtschaftlicher Tiere. Auch ein langer Import kann so umgangen werden. Zum Vergleich: Für die Papierherstellung aus Holz werden rund 80% der in Deutschland benötigten Holz- und Zellstoffe für die Papierproduktion importiert. Die wichtigsten Importländer sind u.a. Brasilien, Finnland, Schweden, Portugal, Chile, Uruguay und Spanien. Die Rohstoffe reisen also bis zu 9.000 km weit, bevor sie weiterverarbeitet werden können.

Unter dem Strich bedeutet das eine Einsparung von 75% der CO2-Emissionen. Aber tatsächlich minimiert Graspapier den Holzverbrauch nur. In der Regel bestehen die Produkte nur aus ca. 50 % Gras, da sie sonst nicht stabil genug wären. Creapaper arbeitet aber mit Hochdruck daran, den Anteil auf 70 % erhöhen zu können. Den Rest des Rohstoffmixes stellen weiterhin herkömmlicher Zellstoffe, idealerweise aus Altpapier.

Die vielen Vorteile von Graspapier haben bereits auch große Konzerne für sich entdeckt: für die Verpackungen von Obst und Gemüse setzen Supermärkte wie REWE, Penny oder Edeka auf Graskartons. Neben einer bestätigten Unbedenklichkeit für eine Verwendung mit Lebensmitteln, verfügt Graspapier über alle erforderlichen Zulassungen und Zertifikate, die einen unbeschränkten Einsatz für alle Papieranwendungen und Verpackungsbereiche ermöglicht, z.B.:

  • PTS Testergebnisse
    Bestätigung der Tauglichkeit von Gras zur Herstellung von Papier. Insbesondere wird die Eignung für die Fertigung von Kartonagen hervorgehoben. Die Recyclingfähigkeit von Graspapier wird bestätigt.
  • TÜV Rheinland
    Bestätigung der Unbedenklichkeit von Graspapier hinsichtlich dermatologischer und allergener Wirkungen sowie der Lebensmitteltauglichkeit.
  • IFEU
    Erstellung einer Ökobilanz für die Rohstoffe Zellstoff, Altpapier und GRASPAP®.
  • ISEGA
    Bestätigung der lebensmittelrechtlichen Unbedenklichkeit der unterschiedlichen Papiere mit dem Rohstoff GRASPAP® hinsichtlich der Empfehlung XXXVI und XXXVI/1.

Worauf also warten? Graspapier eignet sich besonders gut als Basis für Kartonagen aller Art. Wenn Sie Ihren Versand noch umweltverträglicher machen wollen, können Sie beim Verpacken schon mal einen guten Eindruck hinterlassen und auf diesen Rohstoff setzen.

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Quellen:
http://www.graspapier.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Graspapier
https://www.dw.com/de/wiese-als-karton-verpackungen-aus-graspapier/a-49079108
https://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/papierherstellung-papierkonsum-und-die-folgen-fuer-die-umwelt/
https://www.netz98.de/blog/b2c-e-commerce/e-commerce-studien-prognosen-wohin-entwickelt-sich-der-b2c-onlinehandel/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154829/umfrage/sendungsmenge-von-paket-und-kurierdiensten-in-deutschland/
https://www.ifhkoeln.de/pressemitteilungen/details/ifh-prognose-onlinehandel-in-deutschland-knackt-bis-2021-die-80-milliarden-euro-grenze/
Titelfoto:  Morgan Harris auf Unsplash

Kommentar

  • […] Betrachtet man diese Nachteile, kommt man auf ein kostenintensives Wegwerfprodukt. Nimmt man die ökologische Variante, bezahlt man gut und gerne über 50 ct alleine für das Füllmaterial (grobe Kostenschätzung für ein Paket Größe „M“). Hier ist auf jeden Fall Einsparungspotenzial, und die Umwelt dankt es einem auch! Alternativen zu Verpackungschips können bei schweren Waren zum Beispiel Graspapierwolle sein. […]

von Stefan Buchholz

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